Engagement der Leute lebt... Pötter: Der Gedanke der Kinderfreundlichkeit muss tagtäglich von allen Menschen, allen Bürgern konkret mit Leben gefüllt werden. Da können wir nicht einfach sagen, die Stadt muss das jetzt mal machen. Sie kann allerdings wichtige Dinge leisten, um die Situation von Kindern und Jugendlichen zu verbessern. Dr. Stephan Gabel: Bei der Verkehrsplanung zum Beispiel fühlen sich Eltern oft nicht genügend ernst genommen, wenn es etwa um neue Ampeln oder Tempo-30-Zonen geht, die die Verkehrssicherheit der Kinder erhöhen. WAZ: Gibt’s andererseits auch positive Beispiele... Gabel: Durchaus. Dass bei der Spielplatzplanung jetzt die Kinder mit einbezogen werden, hat sich wirklichhervorragend bewährt. Ein Dreijähriger hat eben einen anderen Blick darauf als ein professioneller Planer. Marie-Luise Gerling-Kleine-König: Da fällt mir noch ein weiterer Aspekt ein. Eine Stadt muss für Familien lebenswert sein. In Recklinghausen finden Familien zum Beispiel nur ganz schwer Miet-wohnungen mit mehr als einem Kinderzimmer. Und wenn, dann oftmals in sozialen Brennpunkten. Preiswerter Mietwohnraum in guten Wohnlagen ist dringend gefragt, um das Leben in Recklinghausen für Eltern und Kinder attraktiver zu machen. Natürlich müssen auch an den Schulen die Voraussetzungen stimmen. Oft lässt sich schon mit kleineren Aktionen die Situation konkret verbessern – die neu eingeführten Fahrrad-wachen zeigen es. WAZ: Wie wird die Arbeit des Stadtelternrats künftig aussehen? Gabel: Wir werden einen Verein gründen. Eine entsprechende neue Satzung haben wir bereits entworfen. Der Stadteltern-rat wird künftig nicht mehr allein die Interessen-vertretung für den Bereich der Tageseinrichtungen sein. Er soll zur Lobby für alle Kinder und Jugendlichen und deren Eltern werden. Die konkreten Aufgabenbereiche (z.B. Kindergärten, Grundschulen, weiter-führende Schulen etc.) werden dann auf einzelne Arbeitskreise verteilt. Maria Höning: Der Arbeitskreis für die weiterführenden Schulen trifft sich übrigens am 1. Juni, 20 Uhr, in der Gesamtschule Suderwich. Alle interessierten Eltern sind eingeladen. WAZ: Ein tolles Beispiel für bürerschaftliches Engagement in Sachen Kinderfreundlichkeit ist der Kreis junger Familien, der im November 2000 entstand. Pötter: Mit 30 Familien ging es los, mittlerweile sind es über 90. Die gesamte Arbeit erfolgt ehrenamtlich. Uns geht es darum, in Kontakt zu kommen und unsere Freizeit aktiv zu gestalten. Wir bieten Treffen und zahlreiche familien-orientierte Info-Veranstaltungen. Es gibt auch Diskussionsforen im Internet. So ein Netzwerk kann unheimlich viel für die Kinderfreundlichkeit tun. Das Gespräch führte WAZ-Redakteur Michael Bresgot. |